Winamp – „It really whips the llama’s ass!“

Bevor Spotify-Playlists uns mit einem Klick alles servierten, gab es in den späten 90ern und frühen 2000ern ein Programm, das Musikfans elektrisierte: Winamp. Der MP3-Player für Windows war mehr als Software – er war ein Lebensgefühl am Röhrenmonitor.

Das Erste, was man hörte, war das legendäre Start-Jingle: „Winamp – it really whips the llama’s ass!“ (auf Deutsch: „Es versohlt wirklich dem Lama den Hintern!“). Völlig sinnfrei – und trotzdem Kult. Danach öffnete sich ein kleines, schwarzes Fenster, in dem man seine frisch heruntergeladenen MP3s (natürlich von Napster, Kazaa oder eMule) abspielte.

Winamp konnte alles, was man damals brauchte – und noch viel mehr: Equalizer, Visualizer (bunte, psychedelische Wellen, die im Takt der Musik zappelten) und vor allem Skins. Plötzlich sah der Player nicht mehr aus wie Software, sondern wie ein Raumschiff, ein Holztisch oder ein Stück futuristisches Cyberpunk-Design. Wer kreativ war, bastelte sich sogar eigene Skins.

Das Herzstück war aber die Playlist. Ganze Nachmittage gingen dafür drauf, Songs per Drag & Drop in die perfekte Reihenfolge zu bringen. Und wer richtig viel Zeit hatte, sortierte hunderte MP3s in Ordnern wie „Rock“, „Love Songs“ oder „Auto-Mix“.

Natürlich war die Tonqualität manchmal zweitrangig, denn die meisten Songs waren irgendwo aus dem Netz gezogen und hatten kryptische Dateinamen wie „track01_final.mp3“ oder „BritneeySpeers_oops.mp3“. Aber egal – Winamp spielte alles ab, und das machte es zum König unter den Playern.

Heute ist Winamp fast nur noch ein Retro-Relikt, aber wer damals vor dem PC saß, weiß: Ohne Winamp war keine LAN-Party, kein Hausaufgaben-Nachmittag und keine selbstgebrannte Mix-CD denkbar.