In den 90ern und frühen 2000ern brauchte man kein YouTube, kein TikTok und auch kein Spotify – man hatte VIVA. Der deutsche Musiksender startete 1993 als Antwort auf MTV und wurde in Windeseile zum Pflichtprogramm für Jugendliche, die Musik nicht nur hören, sondern erleben wollten.
VIVA war mehr als ein Fernsehsender: Es war eine Jugendkultur-Plattform. In Sendungen wie Interaktiv konnten Zuschauer anrufen, Fax schicken (ja, wirklich!) oder SMS voten und so direkt mitbestimmen, welcher Clip läuft. Moderatoren wie Heike Makatsch, Stefan Raab, Mola Adebisi, Jessica Schwarz oder Oliver Pocher wurden zu Stars, die man fast so sehr feierte wie die Bands, die sie ansagten.
Das Programm war eine bunte Mischung aus Musikvideos, Interviews, Chart-Shows und Specials. Kultformate wie Top 100, Club Rotation oder VIVA Zwei (für die Indie- und Alternative-Fans) machten klar: Egal ob Pop, Techno, Rock oder HipHop – bei VIVA bekam jede Jugendclique ihren Soundtrack geliefert.
Unvergesslich war auch die Sprache des Senders: locker, frech, nah dran an den Zuschauern. VIVA war das Gegenteil von steifem Fernsehen – es war das Gefühl, dass hier echte Fans für Fans sendeten. Wer nachmittags von der Schule kam, schaltete ein, um die neuesten Musikvideos zu sehen, die man sonst nur in der Bravo als Poster fand.
Natürlich war VIVA auch eine Star-Maschine: Stefan Raab fing hier an, ehe er mit TV total durchstartete. Auch Blümchen, die Backstreet Boys oder Tic Tac Toe verdankten VIVA einen Teil ihres Hypes – denn wo, wenn nicht hier, lief ihre Musik in Endlosschleife?
Mit dem Aufstieg von Internet, YouTube und Streaming verlor VIVA später an Bedeutung, bis der Sender 2018 endgültig eingestellt wurde. Für alle, die in den 90ern und 2000ern Teenager waren, bleibt VIVA aber ein Stück Heimat: ein Fernseher, ein Sofa, ein Nachmittag voller Musikvideos – und das Gefühl, mitten in der Popkultur zu sitzen.