Bevor Smartphones mit Spotify und TikTok unsere Hosentaschen eroberten, waren in den 2000ern Klingeltöne das große Ding. Das eigene Handy – meist ein Nokia, Siemens oder Sony Ericsson – war nur dann wirklich cool, wenn es beim Anruf nicht einfach piepte, sondern einen individuellen Sound von sich gab.
Zuerst kamen die monophonen Pieps-Melodien, bei denen man sich Hits wie „Axel F“ oder „Sandstorm“ mühsam zusammenklicken konnte. Dann die polyphonen Klingeltöne, die plötzlich nach „echter Musik“ klangen. Und schließlich die Realtones, also kurze MP3-Schnipsel – der Heilige Gral der Handy-Individualisierung.
Der absolute Marktführer in diesem Geschäft war der Jamba!-Sparabo-Service. Wer in den 2000ern Fernsehen schaute, konnte der Dauerwerbung kaum entkommen: alle fünf Minuten blinkten schrille Spots über den Bildschirm, die Kindern und Teenies versprachen, sie könnten ihr Handy endlich cool machen – für „nur 2,99 € pro Woche“.
Das bekannteste Produkt: der Crazy Frog. Ursprünglich als nerviger Internet-Sound („ding ding“) bekannt, wurde die quietschende, nackige Zeichentrick-Kröte mit Motorradhelm zur weltweit nervigsten Werbefigur – und gleichzeitig zu einem unfassbaren Erfolg. Ihr Klingelton schaffte es 2005 sogar auf Platz 1 der Charts in mehreren Ländern.
Neben Crazy Frog gab es weitere schräge Jamba-Figuren: den „Kettenhund“, das „Schweinhorn“ oder den „Bunny“. Aber niemand konnte den Frosch übertreffen – sein penetrantes „ding-ding-ding“ war auf Pausenhöfen genauso allgegenwärtig wie Buffalo-Schuhe oder Ed Hardy-Shirts.
Für viele Kids waren Jamba-Klingeltöne Statussymbole – wer sich das Abo leisten konnte (oder die Handyrechnung der Eltern), war der King. Für die Eltern dagegen war es oft ein Schock, wenn plötzlich 30 Euro im Monat auf der Rechnung landeten – für nichts weiter als ein paar Sekunden nervige Musik.
Heute wirken Klingelton-Abos wie ein Relikt aus der Steinzeit der mobilen Unterhaltung. Aber in den 2000ern waren sie ein riesiges Geschäft – und ein Ohrwurm-Alptraum. Denn eines ist sicher: Wer einmal den Crazy Frog gehört hat, vergisst ihn nie wieder.
Die berüchtigtsten Jamba-Klingeltöne waren:
Crazy Frog – der unangefochtene König der Nervigkeit. Motorradhelm, nackig, und das endlose „ding-ding-ding“. Wurde sogar zu einem echten Chart-Hit.
Kettenhund – eine animierte Bulldogge, die grimmig bellte und dabei mit rasselnder Kette für martialische Handygeräusche sorgte.
Hüpftier / Schweinhorn – quietschende Cartoon-Tiere, die im Takt der Musik hüpften. Irgendwo zwischen süß und Albtraum.
Bunny – ein pinker, hyperaktiver Hase, der zu elektronischen Beats durch den Bildschirm zappelte.
Schnappi, das kleine Krokodil – ebenfalls über Klingelton-Abos verbreitet. Kaum erschienen, sang jeder Grundschulhof die Melodie nach – zum Leidwesen aller Erwachsenen.