ICQ – Uh-oh! und das erste Chat-Fieber

Bevor WhatsApp-Gruppen uns in Sekundentakt benachrichtigten, gab es einen Messenger, der die Herzen eroberte: ICQ. Wer um die Jahrtausendwende einen PC hatte und ins Internet kam (meist über knarzendes 56k-Modem), der hatte auch ICQ.

Das unverwechselbare Markenzeichen: der kleine, bunte Blumen-Icon – und das legendäre „Uh-oh!“-Benachrichtigungsgeräusch. Für viele war es der Soundtrack der ersten Nächte, die man stundenlang vor dem Bildschirm verbrachte.

Jeder Nutzer hatte eine persönliche UIN – eine lange Zahlenkombination, die man sich gegenseitig auf Zettelchen in der Schule zuschob, wie heute Handynummern. „Hast du ICQ?“ bedeutete: Lass uns nachts um eins heimlich chatten, wenn die Eltern schon schlafen.

ICQ war mehr als nur Text. Man konnte Statusmeldungen setzen („Away“, „Do not disturb“ oder mysteriöse Custom-Texte), Dateien verschicken (dauert nur… drei Stunden!) und vor allem: Chat-Explosionen starten, indem man dutzende Smileys und blinkende Animationen ins Gespräch ballerte. Manche Chats waren mehr eine kleine Diskothek als ein Dialog.

Und dann diese Online/Offline-Magie: Wenn der Schwarm plötzlich auftauchte, blinkte das Blümchen – Herzrasen garantiert. Offline-Messages waren die SMS der Armen, die warteten, bis der andere wieder da war.

Natürlich hatte ICQ auch seine Tücken: Wer die Eltern beim Surfen mit dem Modem blockierte, musste sich was anhören. Und nicht selten bestand das „Chatten“ aus einer Mischung aus kryptischen Kürzeln, Insider-Jokes und sehr vielen „lol“s.

Heute ist ICQ fast vergessen, aber für alle, die dabei waren, bleibt es das Symbol für die erste große Chat-Ära. Ein bisschen unbeholfen, ein bisschen chaotisch – aber voller „Uh-oh“-Momente, die man nie vergisst.