Die 90er hatten viele Soundtracks: Eurodance für die Clubs, Boybands für die Bravo – und Grunge für alle, die das Leben ein bisschen düsterer und echter wollten. Mit zerfetzten Jeans, karierten Hemden und einer „mir doch egal“-Attitüde eroberte der Sound aus Seattle die Welt.
Allen voran: Nirvana. Als 1991 Nevermind erschien, sprengte „Smells Like Teen Spirit“ jede Grenze. Plötzlich liefen Songs voller Wut, Verzweiflung und Melancholie im Radio rauf und runter. Kurt Cobain wurde zum Sprachrohr einer Generation – unfreiwillig, zerrissen, und viel zu früh gestorben. Sein Tod 1994 machte Grunge endgültig zur Legende.
Doch Nirvana waren nicht allein: Pearl Jam, Soundgarden, Alice in Chains – sie alle lieferten rohe Gitarrenriffs und Texte, die eher von inneren Abgründen als von Partynächten handelten. Grunge war das Gegenteil von Glam Rock der 80er: ungeschminkt, ehrlich, laut.
Parallel dazu wuchs eine zweite Welle heran: Punk-Revival und Alternative Rock. Bands wie Green Day und The Offspring packten die Energie des Punk in eingängige Hymnen, die plötzlich auch MTV-tauglich waren. Dookie (Green Day, 1994) oder Smash (Offspring, 1994) liefen in Teenagerzimmern genauso wie in Skateparks.
Der Look passte dazu: Flanellhemden, zerschlissene Jeans, Chucks – Mode, die aussah wie „gerade aus dem Bett gefallen“, aber genau das machte sie cool. Grunge war nicht gestylt, er war Anti-Style.
Für viele Jugendliche waren diese Bands ein Ventil: Wut, Zweifel, Orientierungslosigkeit – endlich hatte jemand den passenden Sound dazu. Ob auf Kassette, im Discman oder bei MTV – Grunge & Alternative Rock waren der Soundtrack für alle, die sich nicht in Glitzer- oder Boyband-Welten wiederfanden.
Heute klingt Grunge wie ein raues Kapitel Popgeschichte, das nie wirklich abgeschlossen wurde. Denn wenn irgendwo eine verzerrte Gitarre aufheult, fühlen sich 90er-Kids sofort wieder wie im Jugendzimmer mit Posterwand – und wissen: Das hier ist mehr als Musik, das ist Haltung.