Bevor Smartphones und Tablets Kinderhände eroberten, gab es den Game Boy – Nintendos tragbare Spielekonsole, die in den 90ern so allgegenwärtig war wie Bravo-Poster und Center Shock. Ein grauer Plastikklotz, mit grünlich-grauem Display ohne Hintergrundbeleuchtung, auf dem ganze Kindheiten ausgespielt wurden.
Der Game Boy war technisch betrachtet… na ja, bescheiden. Vier Graustufen, ein monotones „Pling“-Sounddesign, Batterien, die im entscheidenden Bosskampf leer waren. Aber all das spielte keine Rolle, weil Tetris, Super Mario Land und Pokémon mehr Spaß machten als alles, was der Pausenhof sonst zu bieten hatte.
Legendär war die Situation im Auto: Rückbank, lange Fahrt in den Urlaub, Eltern vorne am Streiten über die richtige Ausfahrt – und hinten klickerte man auf den Game Boy, bis der Bildschirm im Tunnel stockdunkel wurde. (Profi-Tipp der 90er: Straßenlaternen als natürliche Hintergrundbeleuchtung nutzen.)
Besonders episch: Pokémon Rot und Blau. Ganze Generationen saßen mit glühenden Augen da, fingen virtuelle Monster und tauschten sie per Link-Kabel – einem Kabel, das aussah wie aus einem Elektroladen, aber Freundschaften fürs Leben stiftete.
Und die Hardware selbst? Unverwüstlich. Es gibt die berühmte Anekdote von einem Game Boy, der den Golfkrieg überstanden hat – verbrannt, verschmort, aber noch funktionstüchtig. Das Ding war der Nokia unter den Konsolen.
Heute wirkt der Game Boy klobig, pixelig und steinzeitlich. Aber für die 90er-Kids war er das Tor in andere Welten – und der Beweis, dass man Abenteuer nicht auf großen Bildschirmen brauchte, sondern in einem 8-Bit-Kasten mit zwei AA-Batterien.