Bevor Spotify-Playlists oder MP3-Player unser Leben bestimmten, gab es in den frühen 2000ern etwas fast Magisches: die selbstgebrannte Musik-CD. Sie war nicht nur ein Speichermedium, sondern ein Statement – ein ganz persönlicher Soundtrack, der mit Liebe (und oft sehr viel Geduld) am heimischen PC zusammengeschustert wurde.
Das Ritual war immer ähnlich: Auf Napster, Kazaa oder eMule nach Songs stöbern, stundenlang warten, bis der Download fertig war (und hoffen, dass es wirklich der Song war und kein ominöses Fake-File). Dann die Titel in Nero Burning ROM oder WinOnCD ziehen, den Brennvorgang starten – und bangen, dass der Rohling nicht bei 98 % mit „Schreibfehler“ abbricht.
Die fertige CD wurde dann liebevoll mit einem Filzstift beschriftet: „Sommer 2002 Mix“, „Love Songs für Lisa“ oder schlicht „Party Hits“. Manche gingen noch einen Schritt weiter und bastelten Cover am PC – oft mit pixeligen Cliparts, WordArt-Schrift und Herzchen.
Eine selbstgebrannte CD war mehr als nur Musik. Sie war ein Geschenk, ein Beweis von Zuneigung, manchmal sogar eine kleine Geste der Liebe. Wer eine gebrannte CD bekam, wusste: Da hat jemand Stunden investiert, um genau deine Hits zusammenzustellen.
Natürlich waren auch die Party-Mixe legendär: von Scooter über Britney bis Linkin Park – alles bunt gemischt auf 74 Minuten Spielzeit. Und ja, manchmal war der Lautstärkeunterschied zwischen den Songs so extrem, dass man nach einem Balladen-Lied fast vom Sofa fiel, wenn plötzlich ein Techno-Beat einsetzte.
Heute wirken gebrannte CDs wie archäologische Artefakte, irgendwo zwischen Tamagotchi und ISDN-Modem. Aber damals waren sie das Nonplusultra der Musik-Kultur: tragbar, persönlich und ein kleines bisschen verboten.