Bevor Spotify-Playlists oder YouTube-Kompilationen unsere Lieblingssongs bündelten, gab es in Deutschland ein Format, das in keinem CD-Regal fehlen durfte: die Bravo Hits. Seit 1992 erschienen die Sampler regelmäßig – und sie waren nichts weniger als die musikalische Chronik des Zeitgeists.
Jede Ausgabe war wie ein kleiner Schatz: Zwei CDs, vollgepackt mit den aktuellen Chart-Hits, von Boybands über Eurodance bis zu Rockballaden. Wer die Bravo Hits kaufte, brauchte keine Singles mehr – man hatte gleich das Best-of der Saison.
Das Besondere: Die Cover waren ebenso schrill und bunt wie die Musik, mal psychedelisch, mal comicartig, mal futuristisch. Schon das Aufreißen der Plastikfolie war ein kleines Ritual. Dann: Booklet durchblättern, die Playlist studieren und entscheiden, welcher Song beim nächsten Schulfest auf Repeat laufen würde.
Die Bravo Hits waren für viele die erste eigene CD – ein Einstieg in die Welt der Popmusik, bezahlbar vom Taschengeld. Und sie hatten einen ganz praktischen Vorteil: Man konnte mitreden. Egal ob Backstreet Boys, Scooter, Britney Spears, DJ Bobo oder Fanta 4 – wer die aktuelle Ausgabe hatte, war musikalisch auf der Höhe.
Auf Schulpartys liefen Bravo-Hits-CDs oft einfach komplett durch, ohne DJ. Die Reihenfolge der Songs war die Playlist des Jahrzehnts, inklusive überraschender Übergänge von Balladen zu knalligem Eurodance.
Bis heute erscheinen neue Ausgaben, doch der Kult der 90er und 2000er bleibt unerreicht. Für alle, die dabei waren, gilt: Bravo Hits war mehr als Musik. Es war Popkultur zum Anfassen.