Es gibt Tattoos, die schreien „Rebellion!“. Andere flüstern „Ewigkeit!“. Und dann gibt es das Arschgeweih, das irgendwo zwischen „Sommerhit 1999“ und „all-inclusive auf Malle“ zu verorten ist.
Das „Tribal auf dem Steißbein“ war in den späten 90ern und frühen 2000ern das Must-have-Tattoo für junge Frauen, die zeigen wollten: Ich bin wild, frei – und habe beim Tätowierer gerade 200 Mark übrig gehabt. Meist waren es geschwungene, schwarze Ornamente, die aussahen wie eine Mischung aus Flammen, Flügeln und sehr motivierter Kalligraphie. Perfekt platziert, um beim Hüfthosen-Tragen im Club strategisch hervorblitzen zu können.
Der Spitzname „Arschgeweih“ entstand natürlich erst später, als das Motiv sich so sehr verbreitet hatte, dass selbst Tante Gabi beim Grillabend wusste, was gemeint war. Und ja, wie jedes Mode-Phänomen hat auch dieses Tattoo die „Von cool zu Klischee“-Rutschbahn mit Karacho genommen. Was gestern noch heißer Girlpower-Style war, wurde in den Nullerjahren plötzlich zum Dauer-Gag in Comedyshows.
Heute trägt das Arschgeweih ein Doppelleben: Einerseits ist es ein Running Gag in jeder Retro-Runde („Weißt du noch…“), andererseits erlebt es im Rahmen der Y2K-Renaissance ein kleines Comeback. Denn was einst peinlich war, gilt jetzt als ironisch-cool.
Für alle, die damals noch zu jung waren: Stellt euch vor, jemand hätte sich das Fashion-Statement „bauchfreie Top + Hüfthose“ einfach unter die Haut tätowiert – genau da, wo es garantiert nie mehr verschwindet. Voilà: das Arschgeweih.