Discman, Kassette & VHS – Die analogen Helden der 90er

Bevor Streaming und Cloud unser Leben übernahmen, kämpften wir uns durch eine Welt voller physischer Medien – und die drei großen Helden hießen Discman, Kassette und VHS.

Der Discman war das Statussymbol für unterwegs: ein tragbarer CD-Player, so groß wie ein Frühstücksteller und so empfindlich wie ein rohes Ei. Jede Bodenwelle im Bus ließ die Musik springen – Anti-Shock war damals das Zauberwort, auch wenn es oft nicht mehr rettete als ein Placebo. Wer cool war, schleppte den Discman mit einer Mappe voller CDs herum, die so schwer war, dass man sie auch als Hantel benutzen konnte.

Die Kassette war das Herzstück jedes Walkmans und jeder Stereoanlage. Sie knisterte, sie rauschte, und sie konnte jederzeit das Band fressen – ein Trauma, das nur mit einem Bleistift und viel Geduld gelöst werden konnte. Aber sie war auch Magie: Mixtapes! Stundenlang vor dem Radio hocken, auf Record drücken, und im entscheidenden Moment hoffentlich keinen Radiomoderator reinquatschen lassen.

Die VHS-Kassette schließlich war das Tor zum Kino im Wohnzimmer. Riesige schwarze Plastikblöcke, die beim Zurückspulen das vertraute „surr-surr-surr“ von sich gaben. Filmabende hießen: Videothek! Mit Freunden durch Regale voller Action, Horror und „ab 12“-Filme stöbern und hoffen, dass das gewünschte Tape nicht schon ausgeliehen war. Und dann die berühmte Klebeetikette vorne drauf – mal ordentlich beschriftet, mal chaotisch mit „Urlaub 1995 / Terminator / Oma 70“ gleichzeitig.

Alle drei Medien hatten ihre Macken, aber sie waren auch kleine Rituale: Discman aufklappen, Kassette mit Bleistift zurückdrehen, VHS zurückspulen, bevor man sie abgab – das alles gehörte zum Alltag.

Heute sind sie Retro-Ikonen. Und mal ehrlich: So praktisch Spotify, Netflix & Co. auch sind – ein bisschen fehlt dieses Gefühl, wenn man den „Play“-Knopf drückte und wusste: Jetzt passiert Magie.